desinformation von seiten der ordnungshüterInnen und medien gehört in gewissen kontexten heute ja zum guten ton. wissenschaftlerInnen nennen den part den die presse darin einnimmt „agenda setting“. so ist es also kaum verwunderlich, dass bei einer studierendendemo über ausschreitungen von seiten der mainstream medien berichtet werden muss, sonst stimmt etwas nicht, auch wenn die demonstrantInnen brav wie lämmer sind.
auf der gestrigen kundgebung, die zeitlich parallel zur senatssitzung und räumlich parallel zu einer ex-raketenbasis stattgefunden hat, konnte diesem klischee berichterstattungstechnisch lange zeit nicht nachgekommen werden, da die teilnehmerInnen zwar laut und offensiv waren, aber keinesfalls agressiv agitiert haben. obwohl von seiten des rektorats im vorfeld versucht wurde die proteste, ganz wie es öffentlichkeit und medien zu erwarten scheinen, zu kriminalisieren, blieb auf der demo in handorf alles ruhig. nun hat wohl, trotz zahlreich anwesender presse, ein klassischer fall von polizeilicher desinformationspolitik und agendaspezifischer pressearbeit stattgefunden.
als im verlauf der demo die studierenden einmal mehr ihren wunsch“wir woll’n rein!“ formulierten, um darauf hinzuweisen, dass dieses nichtöffentliche, pseudodemokratische gremium einmal über sich selbst nachdenken sollte, rüttelten mehrere studierende am zaun des geländes, der die grenze zur „demokratiefreien zone“ markierte, allerdings ohne irgendwelche anstalten zu machen den zwei meter hohen zaun übersteigen zu wollen. die unausgeschlafenen, übermovierten polizistInnen aus bochum und köln waren dieser situation wohl nicht gewachsen und so setze ein beamter ohne vorwarnung reizgas gegen rüttelnde und unbeteiligte studierende ein.
die danach explodierende empörung von seiten der studierenden, schlug in eine aggressive diskussion mit den „sicherheitskräften“ um, aber wiederrum wurde in keinster weise körperliche gewalt eingesetzt. die polizei versuchte panisch zu „deeskalieren“, indem sie den studierenden erklärte, dass gewalt gegengewalt erzeuge. ziemlich realitätsfrei, wenn man aus sicherer deckung leute mit reizgas verletzt und die aufgabrachten studis dann versucht davon zu überzeugen, dass sie selbst schuld seien. die verunsicherung auf seiten der ordnungshüter, die in der kurzen zeit als der aufruhr herrschte, zu sehen war, schlug schnell wieder in gewohnte selbstsicherheit um und so schien die staatsmacht auch kein grosses moralisches problem damit zu haben zu erklären die studis hätten angefangen.
wem und was glaubt presse in diesem moment?
Das wäre das nicht das erstemal, das übermotivierte „Deeskalation“ die ansonsten ruhigen Demonstranten aggressiv werden lässt.
Klar, es gibt häufig ein paar Chaoten, und Studierende werden nach Frankreich wohl generell als gewaltbereit eingestuft. Aber das hier war lächerlich…
Auf der anderen Seite: Ungewöhnliche Aktionen oder einfach nur viele Menschen interessieren die Medien (alle, nicht nur die Boulevardpresse) nicht. Studierende haben über die Stränge zu schlagen damit sie in Deutschland wahrgenommen werden (siehe Frankreich, Hessen und eigentlich die ganze 68’er Bewegung)
[…] 10, 2008 von flow wie auch schon beim protest gegen studiengebühren vor der raketenabschussbasis in handorf, wird einmal wieder versucht, friedlichen studentischen protest zu diskreditieren und […]