an dieser stelle sei noch auf einen interessanten artikel auf den nachdenkseiten aus der hopowatchurlaubszeit verwiesen. Wolfgang Lieb analysiert einen faz-zeitungsartikel, in dem frankfurter jura-professorInnen „mit harscher Kritik an der hessischen Hochschulpolitik“ auf sich aufmerksam machen wollen.
die harschen juristInnen kritisieren offenbar (fast) alle neuen „unternehmerischen“ elemente der gegenwärtigen hochschulpolitik. es bietet sich ein recht guter überblick über diese neuen marktradikalen elemente der hochschule von heute, morgen und übermorgen:
die aushungerung der universitären grundversorgung bei totaler drittmittelfixierung:
Es bestehe außerdem die Gefahr, dass Projekte nur in Angriff genommen würden, um sich eine karge Grundausstattung zu erhalten. Private Drittmittel seien nur akzeptabel, wenn damit nicht gleichzeitig Forschungslenkung verbunden sei oder Gegenleistungen erwartet würden. […] Angesichts der Finanzknappheit sei im Fachbereich Rechtswissenschaft an der Uni Frankfurt „produktive, freie Wissenschaft und Lehre…nicht zu gewährleisten.“
die hierarchischen „Governance“-strukturen:
Hierarchische Strukturen innerhalb der Universitäten verstärkten die Schieflage: „Der Wissenschaftsbetrieb ist aber kein Befehlsprodukt entscheidungsfroher Präsidenten und Dekane, sondern ein dezentraler Suchprozess hochqualifizierter Individuen“, wissenschaftliche Leistung lasse sich nicht obrigkeitlich anordnen.
die unternehmensähnlichen undemokratischen gebilde der hochschulräte:
Sie übten ohne universitäre Sachkompetenz eine Aufsichtsratsfunktion aus: „Hier werden externe Bewertungskriterien eingeführt, die mit dem Prozess universitärer Forschung und Lehre nichts zu tun haben“
die immer weiter um sich greifende pseudoobjektive evaluitis:
Leistungskriterien, also eine bürokratische Quantifzierung von Qualität, als Maßstab für eine leistungsgerechte Besoldung begünstige Opportunismus und trügen nichts zur Qualität von Forschung und Lehre bei. Das führe zum Gegenteil autonomer wissenschaftlicher Persönlichkeitsbildung.
die nachdenkseiten wundern sich darüber, dass die jura-professorInnen die umdefinition des freiheitsbegriffs der freiheit von forschung und lehre hin zu einer „unternehmerischen“ freiheit kritisieren, während andere, tendenziell weniger konservative professorInnen, aktiv an diesem umbau und ihrer entdemokratisierenden selbstentmachtung eifrig mitarbeiten.
darüber hinaus wundern sie sich über die späte einsicht dieser professorInnen, die den ausverkauf ihrer hochschulen in anderen teilen, wie beispielsweise die umwidmung in eine stiftungsuni, offenbar kritiklos mittragen. aber das kommentarlose mittragen solcher entscheidungen liegt wiederum auch voll im trend.
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