im juni gab der asta der uni hamburg (bestehend aus juso- hochschulgruppe, wiwi-liste, mediziner-liste, jura-liste, liberaler hochschulgruppe, geiwi-liste und min-liste) bekannt, dass er das frauenreferat abschaffen will. mittlerweile wurde dieser entschluss auch im neuen haushaltsentwurf umgesetzt.
das frauenreferat der uni hamburg wendet sich in einer stellungnahme gegen die abschaffung:
Das Frauenreferat existiert seit über dreißig Jahren und wurde gegründet um den patriarchalen und sexistischen Strukturen in dieser Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Dieser Raum, geschaffen zur Selbstorganisation von Frauen, der Stärkung ihrer Interessen und Ort der Ermächtigung, soll nun schlichtweg abgeschafft werden. Gleichstellungspolitische Aufgaben sollen vom Sozialreferat des AStA wahrgenommen werden. Der AStA verfolgt damit eine bevormundende Politik. Es geht um mehr als eine erfolgreiche Integration ins Bestehende.
Hiermit fordern wir die Anerkennung der selbstgewählten und -geschaffenen Strukturen des Frauenreferats. Des Weiteren fordern wir die damit verbundene Zurücknahme der Abschaffung und die Sicherung der Finanzmittel in mindestens der bisherigen Höhe.
es wurde eine onlinepetition ins leben gerufen, mit der mensch gegen die abschaffung des frauenreferats protestieren kann.
Die Abschaffung des Frauenreferates ist auch in Münster überfällig! Sicher war vor 30 Jahren die richtige Zeit, um es zu gründen, denn die Gleichberechtigung mußte auch an der Uni erstmal erkämpft werden. Heute gibt es aber keinen Grund mehr, einen Kampf Frauen gegen Männer oder umgekehrt zu suchen. Und insbesondere gibt es keinen Grund, Frauen wie Benachteiligte oder Schwerbehinderte zu behandeln, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, um sich durchzusetzen. Frauen können sich auch – und sogar insbesondere – ohne ein Frauenreferat durchsetzen!
Daß dafür noch Studierendenbeiträge aufgewendet werden, wird auch eine Mehrheit der Frauen heute wohl kaum mehr unterstützen, denn sie fühlen sich auch ohne Frauenreferat gleichberechtigt.
boah tom, da war ich zunächst völlig sprachlos! denn: heute, wo alle welt meint, daß die gleichberechtigung der geschlechter vollendet wäre, ist das frauenreferat wichtiger denn je. es ist noch immer so, daß frauen für die gleiche arbeit weniger lohn erhalten. noch immer werden die führung eines haushalts und die elternzeit nicht angemessen honoriert, z.b. für die altersversorgung, was insbes. frauen benachteiligt. noch immer gibt es gerichtsurteile über vergewaltiger, bei denen alkoholgenuß der frau und das tragen eines kurzen rocks als mildernde umstände gelten. noch nie hatte ein frauenreferat den auftrag, den kampf zwischen männern und frauen zu suchen. der kampf für die gleichberechtigung geht hoffentlich weiter, er wird wohl auch nie wirklich zuende sein.
achja, es werden keine „studienbeiträge“ (neudeutsch für studiengebühren) für das frauenreferat aufgewendet, sondern ein kleiner teil des semesterbeitrags für die studierendenschaft, der insges. ca. 11 euro pro person und semester beträgt. über das, was das frauenreferat macht, bestimmen die frauen per vollverammlung und wahl der referentinnen.
hey Jochen,
ich schreib so einen quatsch nicht, wie der Tom da oben!;-)
liebe grüße,
ton
@Tom2: Stimmt, ich bin ein anderer Tom, soviel ist sicher 🙂
@Jochen:
Wir reden hier doch über ein Frauenreferat beim Asta der Universität. Wenn es ein Frauenreferat gibt, dann hat es doch wohl die Aufgabe, an der Uni für Gleichberechtigung zu sorgen und nicht die halbe Welt zu verbessern. Letzteres gelingt ihm realistisch wohl eh kaum.
Unterschiedliche Löhne für Männlein und Weiblein gibts an der Uni Münster nicht. (Seltsame) Gerichtsurteile werden in der Uni auch nicht gefällt. Fragen der Rentenbezüge und Elternzeit zu klären sind Aufgabe der Volksvertretungen, aber nicht der Uni Münster.
Wenn es Benachteiligungen an der Uni Münster gäbe, könnte ich ein studentenfinanziertes (!) Frauenreferat unterstützen. Aber nicht für irgendwelche Utopien der Veränderung gesellschaftlicher oder legeslativer Strukturen, dafür ist mir mein (dann zum fenster rausgeschmissenes) Geld echt zu schade.
Apropos: Vollversammlungen der Frauen? Wieviele Frauen erscheinen denn da immer so? Vermutlich längst nicht einmal 1000 Das ist ja dann ein ziemlich guter Indikator dafür, wie wichtig den Frauen selbst das Frauenreferat ist. Klar gibt es Feministinnen, denen das aus ideologischen Gründen wichtig ist. Aber die große Mehrheit denkt da wohl pragmatischer.
Würde man (wie damals bei Radio Q) die Studenten befragen, ob man Geld für das Frauenreferat ausgeben möchte – es könnte sich vermutlich schon einmal auf seine Schließung vorbereiten. Und das finde ich alles andere als basisdemokratisch!
die gleichstellung von mann und frau in der gesellschaft als „irgendwelche utopien der veränderung gesellschaftlicher oder legislativer strukturen“ zu bezeichnen, lässt ja schon tief blicken…
und warum hat die universität eine gleichstellungsbeauftragte (www.uni-muenster.de/Gleichstellung)?
vielleicht, weil aufstiegschancen für frauen auch hier immer noch kaum gegeben sind? weil es immer noch wesentlich weniger weibliche als männliche professoren gibt? vielleicht auch deshalb, weil gerade studentinnen von den studiengebühren (die die uni selbst eingeführt hat, nicht das land nrw) erheblich belastet werden? weil sie länger brauchen, um die kredite zurückzuzahlen, als ihre männlichen kommilitonen? oder weil studentinnen auch arbeitnehmerinnen sein können und sind?
würde man die studenten der uni darüber abstimmen lassen, ob sie das frauenreferat sinnvoll finden, könnte tatsächlich die mehrheit „nein“ ankreuzen. deshalb sollte man die studentinnen unbedingt in eine solche abstimmung mit einbeziehen.
Astrid, versuch bitte nicht mir die Worte im Mund umzudrehen, sondern bleib bei dem, was ich tatsächlich schreibe:
Erstens: Mit „Studenten“ meine ich selbstverständlich Frauen und Männern gleichermaßen und nicht nur männliche Studenten. Das ist in der deutschen Grammatik nun einmal so vorgesehen und funktioniert auch ganz ohne, daß man an alles ein „Innen“ anhängen müßte, wie Dir jeder Sprachwissenschaftler bestätigen kann.
Außerdem bezeichne ich zweitens nicht die Gleichstellung als Utopie – im Gegenteil bin ich ja der Meinung, daß sie unter Studenten bereits erreicht ist. Aber ich halte es sehrwohl für utopisch, eine Veränderung von Gesetzen, die Vergewaltigungen von Frauen betreffen (siehe posting Nummer 2), durch ein Frauenreferat des Münsteraner Asta erreichen zu wollen. Seien wir doch mal ehrlich: Das ist ein paar Nummern zu groß für ein Zwei-Personen-Team und wirklich utopisch…
Und drittens tu doch bitte nicht so als wäre ich gegen die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, das habe ich nie gesagt!
Zum Inhaltlichen bliebe noch zu sagen, daß ich davon überzeugt bin, daß selbst dann eine Mehrheit der Studenten gegen Zahlungen an ein Frauenreferat wäre, wenn man ausschließlich weibliche Studenten befragen würde. Diese insgesamt große Mehrheit ist auch der Grund für den viele Parteien übergreifenden Beschluß des Zahlungsstops in Hamburg. Gäbe es da eine Mehrheit gegen, hätte die Protestwebseite wohl wesentlich größeren Anklang gefunden…
Die oft geforderte (und auch von mir selbst unterstützte) Basisdemokratie ist eben mehr als immer nur die eigenen Ziele verwirklichen zu können!
Und es war ausgerechnet ein Juso-geführter AStA…
Wie sagte noch der verflossene Papst? Manche Dinge lassen sich nicht durch Mehrheiten bestimmen.
Nein, aber solch eine Diskussion ist doch höchst spekulativ, da die Studierenden eben nicht gefragt wurden.
Das ein politisches Bewußtsein und aktives Engagement bei Studierenden nicht mehr so möglich und präsent ist wie in den 70er Jahren glaube ich auch. Das muss mich persönlich aber nicht zum vollkommenen akzeptieren von Machtverhältnissen ohne diese überhaupt wahrzunehmen bringen („das ist in der deutschen Grammatik nun einmal so vorgesehen“).
Das die Kategorie „Juso“ vom Stalinisten bis zum Marktradikalisten reichen kann, sollte auch dem Herrn L. nicht entgangen sein.
Dass Einzelne nur einen begrenzten Beitrag leisten können ist kein Argument. Auch dass man schon am Ziel sei, passt nicht wirklich. Zu tun gibts genug.
Aber das dringendste Aufgabenfeld für Gleichstellungsbeauftragte und FrauenrechtlerInnen wäre vor allem anderen ein Einsatz für die Rechte muslimischer Frauen. Denn die offensichtlichste und umfangreichste Benachteiligung von Frauen geschieht auch hierzulande im Namen des Islam. Und hierzu hört man von feministischer Seite viel zu wenig.
Gegenüber einer Frauenbewegung, die offenbar mehr Leidenschaft für die Verteidigung des großen Binnen-I aufbringt als für die Situation muslimischer Frauen und Mädchen, habe ich persönlich auch nur stark eingeschränkten Respekt.
Ich kann dir insofern zustimmen, als das die Unterdrückung der Frauen immer und überall bekämpft werden sollte und da vor einer Religion nicht halt gemacht werden darf(Gilt wie Jochen in einem anderen Beitrag angemerkt hat 1zu1 auch für das Christentum). Nur glaube ich steckt in der Regel hinter der Ereiferung (männlich) konservativer Kreise(eben jene gegen, die die Emanzipation in Europa durchgesetzt wurde und werden muss) über die Lage der Frauen im Islam eher der versuch der eigenen Xenophopie ein legitimen Anstrich zu geben, als sich wirklich um die Frauen zu sorgen…
Es gibt auf der einen Seite xenophobische bzw. rassistische Motivationen, die zu einer „Kritik“ am bzw. Ablehnung des Islam führen, es gibt auf der anderen Seite menschenrechtliche Gründe für eine Kritik am Islam. Welche Motivationen zu welchen Anteilen bei wem genau dahinter stecken, ist vermutlich oft schwer zu beurteilen.
Aber eine besondere Fokussierung der Kritik auf den Islam ist kein Kriterium für Xenophobie. Denn – auch wenn es fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter auf verschiedensten Ebenen wahrzunehmen und zu bekämpfen gilt – mit verpflichtenden Komplettverhüllungen, genitalen Teilamputationen, Zwangsverheiratungen, Ehrenmorden etc. werden die gegenwärtig wohl umfangreichsten Einschränkungen von Menschenrechten gegenüber Frauen im Namen des Islam begangen. Vergleichbares im Christentum findet man, wenn überhaupt, heutzutage wohl in erheblich geringerem Umfang.
soeben hat die zdf-nachrichtensendung heute gemeldet: in deutschland verdienen frauen im durchschnitt knapp ein viertel weniger als männer. nur mal so am rande…
@ tom – schon mal daran gedacht, dass das binnen-I oder die betonung von weiblichen sprachkonstruktionen auch dazu dienen könnte(n), frauen eine eigene identität zu geben oder sie in gesellschaftsdiskursen sichtbarer zu machen? aber das nur mal am rande…
aber nun habe auch ich gelernt: ich bin endlich gleichgestellt – aber die sache ist doch die: mal abgesehen von zahlen und fakten und natürlich auch erfahrungen, die hier in einer unendlich langen liste mit sicherheit aufgezählt werden könnten, ist es doch so, dass du de fakto überhaupt nicht beurteilen kannst, inwiefern sich manche oder viele frauen (ist wohl in diesem fall eine sache der interpretation) aufgrund ihres geschlechtes benachteiligt fühlen oder sich schon mal in situationen befunden haben, die zu einer benachteiligung geführt haben – deshalb solltest du auch mit deinen äusserungen und spekulationen etwas vorsichtiger sein, wie ich finde. denn damit nimmst du einige frauen in ihrem anliegen überhaupt nicht ernst.
aber dabei sind wir schon beim anderen thema. es gibt nicht die EINE stimme EINER frauenbewegung; es gibt viele verschiedene strömungen, viele verschiedene frauenbewegungen, die entsprechend unterschiedliche meinungen und lebensentwürfe vertreten – es wäre wirklich sehr hilfreich, das in zukunft zu bedenken
ebenso wenig kann man von DEM islamischen glauben sprechen und grundlegend alle muslimInnen in einen topf werfen
es ist wahrscheinlich immer leichter, den islam grundlegend zu kritisieren, schwieriger jedoch, sich damit mal richtig auseinander zu setzen
Nee, den Islam grundlegend zu kritisieren ist überhaupt nicht leicht. Musste mal versuchen! Ist erstaunlich, was man da für einen Gegenwind bekommt! Oft geradezu ein Sturm der Entrüstung! Leicht ist es, etwas nettes über den Islam zu sagen. Da halten die Leute einen meist für mitfühlend und tolerant.
Alle Muslime in einen Topf geht tatsächlich nicht. Weil der Islam im Wesentlichen über Geburt weitergegeben wird, ist die Ummah sehr heterogen. Aber Aussagen über DEN Islam kann man genauso treffen wie Aussagen über DAS Christentum, DEN Kommunismus, DIE Sozialdemokratie… Überall gibts verschiedene Strömungen, aber eben auch Gemeinsamkeiten.
Beim Islam sind Gemeinsamkeiten in aller Regel der Glaube an den einen Gott, der sich Mohammed (dem Gesandten Gottes, dem Siegel der Propheten) offenbart habe – fixiert im (arabischen) Koran. Zentrale theoretische Grundlagen sind für fast alle islamischen Strömungen Koran und Sunna (Sammlung von Taten und Aussagen Mohammeds). Und darin wimmelt es von Passagen, die grundlegende Kritik geradezu erzwingen:
„Die Männer stehen über den Frauen…“ (Koran 4, 34, Paret)
„Eure Frauen sind euch ein Saatfeld! Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt!“ (2, 223, Paret)
„Und kämpfe wider sie (die Ungläubigen), (…) bis (…) nur noch Allah verehrt wird“ (8, 39, Henning)… uvm.
Ein Blick in die Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit zeigt, dass das nicht nur irgendwelche alten Märchen sind…
Lieber Gero,
so sehr deine Kritik auf manche Praktizierende des Islam zutrifft und dort auch sehr wohl angebracht ist, so sehr muss ich dir in deiner Verallgemeinerung widersprechen. Ich halte den Islam, wie auch das Christentum in seiner grundlegenden Form, in seiner „reinen Lehre“ für eine Religion welche auf Barmherzigkeit und Nächstenliebe beruht und bei dem die Menschen erst einmal relativ gleichgestellt sind. Wie das Christentum ist der Islam allerdings vor allem in einer bestimmten Zeitepoche und einer bestimmten klimatischen Region entstanden und passt, wie das Christentum, nicht (mehr) in die heutige Zeit. Repressionen, wie Beschneidungen, Burka, das Verbot gegen Frauen in Moscheen, sind meinen Informationen nach alle erst (sehr viel) später entstanden und haben teilweise erst in den letzten 40-50 Jahren einen echten Boom erlebt in der islamischen Glaubensgemeinschaft.
Trotzdem gibt es Gegenden in denen Religion eine ebenso große Rolle spielt wie in unseren Breitengraden und diese sind nicht wenig. Jedoch werden über die „Bösen“ so viel lieber berichtet, so das sich ein so schön schauerliches Bild zeichnet. Würde man von jeder Vergewaltigung eines kleinen Jungen durch einen katholischen Pfarrer oder über jede Beschneidung einer Frau in Afrika oder über jede Fundi-Christen-Miliz in Amerika, welche den bewaffneten Kampf gegen Staat und Gesellschaft übt, berichten, sähe das erneut ganz anders aus.
Worauf ich hinaus will:
1. Diskriminierung von Frauen in Christentum und Islam unterscheiden sich aus meiner Sicht in der Quanität kaum und auch in der Qualität finden wir auf beiden Seiten genug Beispiele wie man die Messlatte weiter nach unten legen kann.
2. Die Kritikpunkte gegen „den Islam“ sind vor allem wirtschaftliche Problemen und auch eines guten Teils wirtschaftlicher, politischer und militärischer Unterdrückung geschuldet, so das ich mich zu der gewagten Aussage hinreissen lassen würde, das sich die meisten Punkte, inkl. einem guten Teil der Gleichstellungsproblematik, durch die Beseitigung oder Linderung der wirtschaftlichen Probleme und der diversen Formen der Unterdrückung beseitigen liessen.
3. Die Gleichstellung in Deutschland ist immer noch LANGE nicht an einem akzeptablen Punkt angekommen. Immer noch werden Frauen bei Postenwahlen benachteiligt, verdienen weniger Geld und haben schlechtere Chancen im Leben. Und selbst an Orten mit geregelter Quote werden Frauen oft genug bewusst von Männern eingestellt/gewählt/etc. um ihre eigene Position zu stärken und eine Marionette zu haben.
Auf Grund von 2. sehe ich es nicht als zwingend an, das ein Frauenreferat zum Thema Islam arbeiten muss. Auf Grund von 1. sehe ich es jedoch immer noch als zwingend an, das ein Frauenreferat zu den Themen „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sexuelle Belästigung in allen Bereichen des Lebens und eklatante Benachteiligung gerade an dieser, unserer Uni arbeitet. Das, was vor 50 Jahren aktuell war, hat sich zwar (vielleicht) gebessert, aber behoben ist hier gar nichts.
Yo Hackwar!
Dass es für ein Frauenreferat selbstverständlich auch andere Punkte als den Islam gibt, wollte ich überhaupt nicht in Frage stellen. Aufgaben gibt es auch ohne den Islam genug!
Es ist auch richtig, dass einige der kritisierten Praktiken nicht direkt auf den Islam zurückgehen. Die Teilamputation weiblicher Genitalien etwa ist eine Praxis, die sogar älter als der Islam ist (ich halte Teilamputation für den passenderen Begriff: z.T. werden dabei der Kitzler und die inneren und äußeren Schamlippen entfernt und die Vaginawände ausgeschabt, also wesentliche Teile des Geschlechtsorgans entfernt). Auch zu Zwangsheirat oder „Ehrenmord“ gibt es (nach meinem Wissen) keine direkte Aufforderung in Koran oder Sunna.
Was Koran und Sunna jedoch eindeutig festlegen, ist die Nachrangigkeit der Frau gegenüber dem Mann. Und diese bilden offenbar eine gute Grundlage dafür, dass sich auch frauenfeindliche Praktiken, die nicht originär islamisch sind, im Islam besonders gut halten. Weniger Gewicht weiblicher Zeugenaussagen, Benachteiligungen im Erbrecht, ein Züchtigungsrecht von Männern gegen ihre Frauen, Polygamie nur für Männer … sind jedoch Bestimmungen, die direkt aus dem Koran hervorgehen.
Mohammeds allererste Frau, Chadidscha, die er heiratete, als er noch kein Prophet war, war deutlich älter als er und alleinstehende erfolgreiche Geschäftsfrau, deren Angestellter er war. Es spricht einiges dafür, dass sich die Rolle der Frau durch Mohammed nicht auf niedrigem Niveau verbessert, sondern eben verschlechtert hat. Und schlecht ist sie nach wie vor – in erschreckendem Ausmaß.
Die verbreitete Vorstellung, Religionen hätten alle denselben Kern und müssten immer auf Barmherzigkeit und Mitgefühl gründen, halte ich – mit Verlaub – für romantisch. Genauso denkbar ist ja – mindestens theoretisch – dass jemand erfolgreich eine Religion gründet, die auf ganz anderen Werten beruht.
Auch die marxistisch beeinflusste These, Extremismus sei immer eine Folge von Unterdrückung, halte ich so nicht für zutreffend. Es gibt durchaus Unterdrückung, ohne dass Extremismus entsteht, wie es Extremismus gibt, der nicht auf Unterdrückung basiert. Gerade hierfür ist der Islam ein gutes Beispiel. Mohammed war in seiner späteren Phase erfolgreicher Führer eines kleinen Quasi-Staates. Spätestens nach den ersten Eroberungen hätte man sich mit dem Erreichten begnügen können. Man war eine regionale militärische Macht und die Unterworfenen haben Tribut gezahlt. Trotzdem wurde dazu aufgefordert, das islamische Herrschaftsgebiet weiter auszudehnen. Spätestens das kann nicht mehr als Reaktion auf Unterdrückung erklärt werden. Die gewalttätige Expansion des Islam, die das islamische Reich bis nach Westafrika, Europa und Indien ausgedehnt hat, beginnt mit Mohammed und endet erst aufgrund militärischer Niederlagen. Und entsprechende Aufforderungen finden sich nach wie vor in Sunna und Koran – dem ewiggültigen unmittelbaren Wort Allahs…
Damit ist auch widerlegt, dass eine problematische Form des Islam erst ein paar Jahrzehnte alt sei.
Mit den Menschenrechten kompatible Formen des Islam gibt es m.E. im Wesentlichen auf der Ebene der Praktizierenden, dort wo etwa die koranische Aufforderung, keine Christen und Juden zu Freunden zu nehmen, schlicht übergangen wird, in peripheren Strömungen wie den Aleviten, die vor längerem schon ein distanzierteres Verhältnis insbesondere zum Koran entwickelten und in immer wieder auftretenden Reformbestrebungen, die sich jedoch nie nachhaltig durchgesetzt haben.
Solche Reformer, die einen sehr schweren innerislamischen Stand haben, sollten wir – gerade um der muslimischen Frauen und Mädchen willen – mit sachlicher und dezidierter Kritik am Islam unterstützen. Mit der häufigen pauschalen Verteidigung des Islam fallen wir diesen innerislamischen Kritikern in den Rücken und unterstützen eher die Hardliner, die unter den Gelehrten nach wie vor den Ton angeben.
Dass es für ein Frauenreferat selbstverständlich auch andere Punkte als den Islam gibt, wollte ich überhaupt nicht in Frage stellen. Aufgaben gibt es auch ohne den Islam genug!
Es ist auch richtig, dass einige der kritisierten Praktiken nicht direkt auf den Islam zurückgehen. Die Teilamputation weiblicher Genitalien etwa ist eine Praxis, die sogar älter als der Islam ist (ich halte Teilamputation für den passenderen Begriff: z.T. werden dabei der Kitzler und die inneren und äußeren Schamlippen entfernt und die Vaginawände ausgeschabt, also wesentliche Teile des Geschlechtsorgans entfernt). Auch zu Zwangsheirat oder “Ehrenmord” gibt es (nach meinem Wissen) keine direkte Aufforderung in Koran oder Sunna.
Was Koran und Sunna jedoch eindeutig festlegen, ist die Nachrangigkeit der Frau gegenüber dem Mann. Und diese bilden offenbar eine gute Grundlage dafür, dass sich auch frauenfeindliche Praktiken, die nicht originär islamisch sind, im Islam besonders gut halten. Weniger Gewicht weiblicher Zeugenaussagen, Benachteiligungen im Erbrecht, ein Züchtigungsrecht von Männern gegen ihre Frauen, Polygamie nur für Männer … sind jedoch Bestimmungen, die direkt aus dem Koran hervorgehen.
Mohammeds allererste Frau, Chadidscha, die er heiratete, als er noch kein Prophet war, war deutlich älter als er und alleinstehende erfolgreiche Geschäftsfrau, deren Angestellter er war. Es spricht einiges dafür, dass sich die Rolle der Frau durch Mohammed nicht auf niedrigem Niveau verbessert, sondern eben verschlechtert hat. Und schlecht ist sie nach wie vor – in erschreckendem Ausmaß.
Die verbreitete Vorstellung, Religionen hätten alle denselben Kern und müssten immer auf Barmherzigkeit und Mitgefühl gründen, halte ich – mit Verlaub – für romantisch. Genauso denkbar ist ja – mindestens theoretisch – dass jemand erfolgreich eine Religion gründet, die auf ganz anderen Werten beruht.
Auch die marxistisch beeinflusste These, Extremismus sei immer eine Folge von Unterdrückung, halte ich so nicht für zutreffend. Es gibt durchaus Unterdrückung, ohne dass Extremismus entsteht, wie es Extremismus gibt, der nicht auf Unterdrückung basiert. Gerade hierfür ist der Islam ein gutes Beispiel. Mohammed war in seiner späteren Phase erfolgreicher Führer eines kleinen Quasi-Staates. Spätestens nach den ersten Eroberungen hätte man sich mit dem Erreichten begnügen können. Man war eine regionale militärische Macht und die Unterworfenen haben Tribut gezahlt. Trotzdem wurde dazu aufgefordert, das islamische Herrschaftsgebiet weiter auszudehnen. Spätestens das kann nicht mehr als Reaktion auf Unterdrückung erklärt werden. Die gewalttätige Expansion des Islam, die das islamische Reich bis nach Westafrika, Europa und Indien ausgedehnt hat, beginnt mit Mohammed und endet erst aufgrund militärischer Niederlagen. Und entsprechende Aufforderungen finden sich nach wie vor in Sunna und Koran – dem ewiggültigen unmittelbaren Wort Allahs…
Damit ist auch widerlegt, dass eine problematische Form des Islam erst ein paar Jahrzehnte alt sei.
Mit den Menschenrechten kompatible Formen des Islam gibt es m.E. im Wesentlichen auf der Ebene der Praktizierenden, dort wo etwa die koranische Aufforderung, keine Christen und Juden zu Freunden zu nehmen, schlicht übergangen wird, in peripheren Strömungen wie den Aleviten, die vor längerem schon ein distanzierteres Verhältnis insbesondere zum Koran entwickelten und in immer wieder auftretenden Reformbestrebungen, die sich jedoch nie nachhaltig durchgesetzt haben.
Solche Reformer, die einen sehr schweren innerislamischen Stand haben, sollten wir – gerade um der muslimischen Frauen und Mädchen willen – mit sachlicher und dezidierter Kritik am Islam unterstützen. Mit der häufigen pauschalen Verteidigung des Islam fallen wir diesen innerislamischen Kritikern in den Rücken und unterstützen eher die Hardliner, die unter den Gelehrten nach wie vor den Ton angeben.
Ohne mir alle schwachsinnigen posts durchzulesen zeigt doch alleine schon wie wichtig das frauenreferat an der uni ist. hier diskutieren nur MÄNNER, die glauben, dass die welt in ordnung ist…
Warum diskutieren denn hier nur Männer? Hat das Frauenreferat seine Arbeit nicht gemacht? Kennt es diesen Blog nicht? Wo sind denn die Frauen die das Thema hier angeht? Nicht im Internet? Oder lieber im StudiVZ?
Fragen über Fragen…
@stefan o.: mhhh, versteh ich nicht – warum muss das frauenreferat hier seine arbeit machen, damit sich mal frauen in diesem blogg äussern???
das erschliesst sich mir in keiner weise
@gero: ja gero, ich glaube dir, dass du dich mit dem islam auseinander gesetzt hast und ja, man kann dabei auch gewisse religiöse praktiken kritisieren, kein ding, aber die eine weltreligion im vergleich zur anderen so zu relativieren, halte ich für falsch
– wenn alles so einfach wäre, wie hier durch das rezitieren von zitaten aus dem koran und der sunna dargestellt wird, so wundere ich mich doch, warum religionswissenschaftlerInnen, theologInnen etc. sich bis heute in der interpretation von zitaten bzw. texten aus den jeweiligen heiligen schriften untereinander so uneinig sind
– die aleviten haben soweit ich weiss kein distanziertes verhältnis zum koran, sondern interpretieren den koran anders – das betrifft bspw. auch die rechte von frau und mann – also kommt es wohl hierbei darauf an, ob du die perspektive der aleviten hier diskutierst, oder die anderer gesellschaften, die dem islam zugehörig sind
Dass es gerade unter hiesigen Religionswissenschaftlern große Meinungsverschiedenheiten gibt, würde ich zumindest z.T. darauf zurückführen, dass viele ebenfalls denken, man dürfe eine Religion (gerade im Vergleich zu einer anderen) nicht grundsätzlich in Frage stellen und müsse gerade Religionen aus anderen Gesellschaften immer mit großem Respekt begegnen und dürfe sie nicht verurteilen. Aber natürlich ist es nicht besonders wissenschaftlich, wenn man seine Untersuchungen nach einem gewünschten Ergebnis ausrichtet, das man schon vor einer Auseinandersetzung formuliert. Natürlich muss das Ergebnis lauten dürfen: die eine ist in ihren Grundlagen aus menschenrechtlicher Perspektive weniger und die andere hoch problematisch.
Aber wo ist denn eigentlich die vielzitierte Vielfältigkeit innerhalb des Islam? Einzelne Querdenker gibt es eine Reihe. Gerade hier in Münster haben wir ja mit Kalisch ein bekanntes und aktuelles Beispiel. Aber auch hier ist doch die Reaktion, dass der islamische Dachverband sich empört distanziert, weil einer von der herrschenden Lehre abweicht und an gemeinsamen Grundsätzen zweifelt. (Und im Ergebnis schiebt das Land NRW Kalisch in die zweite Reihe und Kalisch sieht sich mit Drohungen konfrontiert…). Vielleicht kenn ich mich einfach zu wenig aus, aber ich sehe über diese eher einzelnen, sehr wichtigen Reformdenker hinaus keine wirklichen islamischen Richtungen oder Strömungen, die sich in ihrem Verhältnis zu Koran und Sunna, die innerhalb des Islam allerhöchste Autorität genießen, grundsätzlich unterscheiden würden. Und auf den Inhalten von Koran und Sunna fußt die Kritik.
Den Interpretationsspielraum sehe ich dabei z.T sehr begrenzt. Wenn Mohammed z.B. sagt: „Wer seine Religion wechselt, den tötet!“ (und nach islamischen Quellen entsprechend handeln ließ (Sunna, Buhari)), dann gibt es wahrscheinlich andere, mildere Stellen, die dagegen gehalten werden können. Aber wo keine höher stehende Rechtsnorm besteht, die grundsätzlich und in jedem Fall das Töten von Apostaten untersagt, bleibt doch zumindest in einer Situation wie der, in der Mohammed diese Anweisung gab, die Ermordung von Ex-Muslimen die richtige Handlung. Und offensichtlich wird immer wieder genau dem entsprechend vorgegangen.