die studierendenschaftswahlen an der uni münster haben begonnen und wie in jedem jahr hat niemand die absicht wählen zu gehen. die möchtegern parlamentaristInnen versuchen es in diesem jahr mal mit ein bisschen mehr wählerInnenferne, indem sie die traditionelle elefantenrunde extrem spät und nun auch unter auschluss der direkten öffentlichkeit also ohne publikum durchführen.
das hauptwahlkampfthema scheint weiterhin das semesterticket zu sein. die studierenden dürfen hier unter anderem über einen vertrag abstimmen, der ihnen an der wahlurne gar nicht vorliegt:
Frage 1:
Stimmst du dem aktuellen, oben aufgeführten Vertrag zum Semesterticket bis einschließlich dem Wintersemester 2010/2011 zu?
in den erläuterung zu dieser frage stehen gerade einmal ein paar zahlen und die drohung, dass eine verneinung dieser frage den aus des semestertickets bedeuten könnte. naja, all denen, die sich für den vertrag interessieren und all allen anderen urabstimmerInnen natürlich auch, kann hopowatch nun diesen link als lesetipp empfehlen.
Die Entscheidung, wann und wie Radio Q sein Programm gestaltet lag nicht an uns „Möchtegern-ParlamentaristInnen“, so viel Objektivität sollte sein 😉
naja, zu so einem programm gehören immer noch zwei. weiterhin ist sehr wohl eine entwicklung des einflusses auf die organisation der wahlen zu beobachten, zum beispiel die jahr für jahr an charme verlierende öffentliche auszählung, aber eben auch die elefantenrunde. auf der anderen seite hat(te) die verfasste studierendenschaft ja auch mitspracherechte bei dem sender der sich als den einzig wahren campus bezeichnet… nutzt sie diese nicht oder herrscht dort einfach agenda nichtsetzendes hopo-desinteresse oder gar hopo-ignoranz oder hopo-inkompetenz oder …?
mal abgesehen von den doch mehr schlecht als recht formulierten fragestellungen bei der abstimmung über das semesterticket musste ich heute entsetzt feststellen, dass tatsächlich kein vertrag zur ansicht an den wahlurnen vorliegt. bereits am montag hatte ich diesen missstand an wahlhelferInnen weitergegeben, in der hoffnung, dass mensch mit mehr transparenz diesbezüglich rechnen kann.
was ist das denn bitte für eine urabstimmung, bei der mensch nicht einmal weiss, über welche inhalte sie oder er abstimmt. zumindest sollte die möglichkeit einer einsicht direkt an der wahlurne gegeben sein, und nicht nur angeboten werden, im asta-finanzreferat den vertrag einzusehen. und dies auch nur auf nachfrage.
und vor allem: warum bitte wird dies so gehandhabt?
und: könnten sich die listen mal bitte einigen, was die sprachregelung bezüglich eines nrw-weiten semestertickets angeht? bei den einen heisst es, das nrw-semesterticket könne optional eingeführt werden, bei anderen wiederum liest man, dass dies nur im zusammenhang mit dem münsteraner ticket möglich ist, und wieder andere erzählen, dass mensch frage eins nicht mit „nein“ und frage zwei in diesem zuge nicht mit „ja“ beantworten dürfe.
soweit ich dies überblicke, dürfte es sich in mindestens zwei von drei fällen um fehlinformationen handeln und dies halte ich wiederum von seiten der listen für unverantwortlich, weil sie damit eine fehlgeleitete informationspolitik betreiben.
Die Argumente gegen ein optionales NRW Semesterticket sind die selben wie gegen ein optionales normales Semesterticket, die Sprüche des RCDS sind auch immer noch die selben und das auf Landesebene veröffentlichte Angebot der Verkehrsbetriebe sieht klar vor, das es kein optionales Ticket geben kann und dass das bisherige Semesterticket die Grundlage für das NRW Semesterticket ist.
Allen Listen, die etwas anderes erzählen, unterstelle ich einfach, das sie nicht einmal Google anwerfen konnten um sich die entsprechenden Infos eben zu holen. Andererseits könnte man auch wiederum unterstellen, das sie die Infos auch einfach nicht wollten.
P.S.: Das selbe gilt übrigens auch für Zahlen wie die Verteilung der münsteraner Studierenden auf NRW und den Rest des Bundesgebiets, die ja angeblich nicht vorliegen würden…
@ hannes: für mich entbehrt auch diese aussage jeglicher grundlage, denn soweit ich informiert bin hat der asta der uni münster noch nicht über ein nrw-weites semesterticket verhandelt, sprich, die konditionen stehen als solche noch überhaupt nicht fest. ergo, mensch kann weder die eine aussage, es könne nur bindende semestertickets geben, noch die andere aussage, es können auch optionale tickets angeboten werden, treffen. eigentlich sollten die listen, wenn sie tatsächlich eine faire informationspolitik betreiben wollten, mehr daran interessiert sein, den studierenden alle möglichkeiten aufzuzeigen.
nach der möglichkeit eines optionalen tickets wird in der urabstimmung übrigens nicht gefragt. mag ja irgendwie eine politische willensentscheidung sein oder was weiss ich, allerdings ist dies unter anderem ein grund, warum ich die fragestellungen als solche absolut einseitig, undurchdacht und bescheiden finde.
zudem müssen auch nicht immer überall alle konditionen hinsichtlich des nrw-tickets gleich sein. und mensch muss ja auch nicht unbedingt immer unhinterfragt gegebene strukturen und informationen, die irgendwo aufgeführt werden, annehmen…
„Die Argumente gegen ein optionales NRW Semesterticket sind die selben wie gegen ein optionales normales Semesterticket“ (Hannes P.)
Das stimmt natürlich nicht ganz.
1.) Stellt das Münsterland-Ticket doch zum einen für eine relevante Zahl von Studierenden die Möglichkeit dar, im Zweifel auch täglich die Strecke zwischen der Uni und Gievenbeck, Greven oder Gütersloh zurückzulegen und damit für betimmte Semester die Kosten einer Studentenbude, z.B. im angesagten Kreuzviertel, einsparen oder reduzieren zu können. Es ist hingegen weniger wahrscheinlich, dass die Busse in Sankt Augustin voller Münsteraner, Aachener oder Paderborner Studierenden sind. Beim NRW-Ticket dürften für münstersche Studis Aspekte wie Gelegenheitsbesuche bei den Eltern oder Freizeitfahrten in westdeutsche Metropolen eine Rolle spielen. Gerade aus dieser Argumentation heraus ist es knifflig, ob diese Kosten politisch auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Die sozialpolitische Dimension des Münsterlandtickets hat ein (zu großen Teilen) Freizeitticket nicht… was politsche und rechtliche Fragezeichen aufzeigt.
2.) Natürlich ist das Ticket an sich schon von der Konstruktion her optional: es wird ein Angebot gemacht, welches nicht mehr verhandelbar ist. Weder ist eine opting-out Lösung für Menschen mit Mobilitätsorientierung in andere Bundesländer vorgesehen, noch ein differenzierter Preis in Abhängigkeit von der Nähe zu NRW-Ballungszentren. Das ist in Berlin-Brandenburg anders. Da zahlen Menschen in der Metropole Berlin, die auch häufiger dort die SB benutzen, deutlich mehr für ein identisches Ticket als die Studierenden aus Frankfurt an der Oder wo der ÖPNV praktisch nicht existent ist. Das erscheint auch fair. Das NRW-Ticket hat von vornherein das Problem, dass die Bedingungen von dem Marketingverbund der Verkehrsbetriebe ausgedacht worden ist, im Kartell durchgesetzt worden ist und der erste AStA in NRW, der den Vertrag unterschrieben hat, die Verhandlungsposition aller anderen ASten zunichte gemacht hat.
Bei aller Liebe: natürlich hat Hannes recht (und das entspricht ja meiner Argumentation auch): faktisch gilt nur friss oder stirb. Es gibt zur Zeit keinen Spielraum für Verhandlungen, der RCDS sagt auch nicht deutlich, dass er mit dem grundsätzlichen Erfolgsmodell Semesterticket. Ob mit dieser Parole, bedingungslos Ja zu jedem Angebot zu sagen, die studentischen Interessen gut vertreten sind, ob Du im letzten Jahr als Semesterticketreferent die studentischen Interessen gut vertreten hast, ist die Frage.
Liebe Ramona,
das Angebot des NRW Semestertickets ist landesweit einheitlich, ist auf Landesebene ausgehandelt worden und ist so fest vorgegeben. Die einzige Variation hierbei ist, wie das Ticket in den Taschen der Studis aussehen wird. Ob nun eine Plastikkarte wie in Bochum, ein Extra-Ticket neben dem normalen Studierendenausweis, oder ein Ticket2Print wie in Dortmund, das kann man sich dabei aussuchen. Der Rest ist allerdings schlichtweg NICHT verhandelbar, deswegen muss ich hier gar nicht große Diskussionen führen oder den Studis tausend utopische Möglichkeiten vorschlagen, welche nicht realisierbar sind.
Und sei mir versichert, Münster ist zwar wichtig, aber nicht so wichtig, dass ca. 100 Verkehrsunternehmen Vertreter aussenden und sich mit uns erneut hinsetzen um ein neues Ticket auszuhandeln.
Noch einmal zum Optionsmodell: Das Optionsmodell gibt es bereits, ist am Schalter im Bahnhof erhältlich, nennt sich SchönerTagTicket NRW und kostet 4277 Euro (182*23,50)
Duisburg-Essen hat übrigens mal versucht so ein optionales NRW-Semesterticket auszuhandeln. Das Lachen der Verkehrsbetriebe hab ich sogar noch hier im AStA in Münster gehört.
tja, die friss oder stirb taktik wird so allerdings nicht kommuniziert, wie ich finde… und da kann mensch sich schon fragen warum…s.o. zu uneinheitlichen aussagen der listen.
in der info-broschüre zur urabstimmung steht beispielsweise bei der juso-hsg zum nrw-semesterticket (und hannes, wenn ich richtig informiert bin, bist du mitglied der juso-hsg. also meine frage: welche aussage stimmt denn nun – deine oder die der juso-hsg auf der infobroschüre):
„Selbstverständlich werden wir einen verlässlichen Vertrag verhandeln und alle Eventualitäten von vergleichbaren Unis und Münster einfließen lassen.“
Entweder habe ich hier etwas ganz falsch verstanden, oder es wird tatsächlich falsch informiert, dass hier noch eine mögliche einflussnahme auf den vertrag über das nrw-seti besteht.
übrigens halte ich dein zahlenbeispiel, hannes, für eine unverschämtheit und ziemlich propagandistisch, wenn es denn tatsächlich von deiner seite aus als ernst zu nehmendes beispiel angeführt werden sollte.
hallo,
hier wird ja wild darüber spekuliert, ob es ein anderes modell (z.b. mit der entscheidungsfreiheit jedes/jeder einzelnen) für das nrw-seti geben könnte. meine antwort: ja klar, doch wurde diese variante nie ernsthaft verfolgt, weder von den im lat aktiven studischaften noch von den verkehrsbetrieben. der grund: die verkehrsbetriebe haben viel mehr davon, wenn alle studis in nrw, unabhängig von der jeweiligen nutzung, bald 120 euro und mehr für ihr semesterticket ausgeben (müssen). und die studischaften, die den vertrag vor ende der verhandlungen angenommen haben (und damit waren die verhandlungen dann zu ende, so wie rudi gesagt hat), hatten lediglich eigene interessen im sinn, nicht selten ging es dabei um das gewinnen einer wahl. den vertrag, den es jetzt gibt, als von gott gegeben und alternativlos darzustellen, ist nicht mehr als das eingeständnis des eigenen versagens. insbesondere von der juso-hsg sind ja aber auch nie innovative ideen zum semesterticket gekommen, selbst das nrw-seti, das man derzeit so liebt, mußte man von anderen (vor allem grüne und aktive fachschaftler anderer hochschulen) entwickeln lassen. im übrigen gilt: wer freizeitfahrten machen will, der/die soll sie gefälligst selbst bezahlen. und mithilfe einer bahncard kann man rabatte nutzen, das steht auch allen studis offen.
jochen