Sehr geehrte Verwaltungsratsmitglieder, sehr geehrter Herr Hassmann,
sehr geehrter Herr Wiese,
Mit diesem offenen Brief möchten wir als Vertretungen der Münsteraner Studierenden die Probleme im Zusammenhang mit den Leistungen und der „Unternehmenspolitik“ des Studentenwerks thematisieren:
Finanzielle Belastung der Studierenden
Laut der Grundauszählung zur 18. Sozialerhebung vom 19. Juli 2007 hat die/ der Normalstudierende rund 740 Euro Einnahmen im Monat. Demgegenüber stehen Ausgaben in Höhe von knapp 790 Euro – also bleibt durchschnittlich eine Differenz von 50 Euro zu Lasten der/ des Studierenden.
Das zeigt, dass die Studierenden einer starken finanziellen Belastung ausgesetzt sind, da sie durch Nebenjobs das Geld zum Leben aufbringen müssen. Nach Aussage der 18. Sozialerhebung gehen mehr als 50% der Studierenden während ihres Studiums und der vorlesungsfreien Zeit einer Beschäftigung nach, um Geld zu verdienen.
Das hat zur Folge, dass gut 20 % der Studierenden eine verlängerte Studiendauer aufweisen und zum Teil auch die zu erbringenden Leistungen für den Bezug von BAföG nicht vorweisen können, was in beiden Fällen zu einem Wegfall des BAföG führt und somit wiederum einen finanziellen Verlust bedeutet.
Sozialbeiträge
Als Vertreterinnen und Vertreter der Münsteraner Studierendenschaften fordern wir, dass der Sozialbeitrag in seiner jetzigen Höhe beibehalten wird – als der niedrigste Sozialbeitrag aller Studentenwerke in Nordrhein-Westfalen. Die eingangs beschriebene finanzielle Belastung der Studierenden ist mit Einführung der Studiengebühren weiter gestiegen. Es darf nicht sein, dass auf den Schultern der sozial bzw. finanziell schwach gestellten Studierenden Projekte wie die Verschönerung des Platzes vor dem Studentenwerk und der Mensa am Aasee oder weitere Tagungshotels finanziert werden, die für die meisten von ihnen keine Verbesserung sondern nur eine Mehrbelastung bedeuten. Müssen die Löhne erhöht werden, so ist die Landesregierung in die Pflicht zu nehmen. Natürlich muss eine deutliche Erhöhung der Studentenwerksmittel des Landes Nordrhein-Westfalen angestrebt werden, trotzdem sollte sich das Studentenwerk bemühen, die Sozialbeiträge möglichst niedrig zu halten.
Wohnheime
Wir kritisieren, dass das Studentenwerk Münster zunehmend „Luxuswohnheime“ mit Mieten über 300€ finanziert und hierdurch sein Kerngeschäft vernachlässigt. Die Mehrheit der Studierenden erwartet keine Luxuswohnheime, sondern adäquaten Wohnraum in einem guten, sozialverträglichen Preis-Leistungsverhältnis.
Studierende, die hohe Preise für ihre Wohnungen zahlen können, sind nicht auf die Unterstützung des Studentenwerks angewiesen. Wohnungen in höheren Preislagen können und werden auch von privaten Anbietern angeboten.
Außerdem sehen wir dringenden Sanierungsbedarf bei den bereits existierenden Wohnheimen. Vor allem am Horstmarer Landweg, in der Boeselagerstraße und in Steinfurt. Es kann und darf nicht sein, dass auf der einen Seite ein Luxuswohnheim mit Aaseeblick gebaut wird und auf der anderen Seite vorhandene Wohnheime ihrem Schicksal überlassen und nicht saniert werden. Das primäre Interesse sollte im Erhalt bereits vorhandenen günstigen Wohnraums und in der Bereitstellung weiterer günstiger Wohnheimplätze liegen. Deshalb sollte bei der Sanierung der Schwerpunkt auf den Erhalt der günstigen Mieten gelegt werden. Außerdem sollte – aus ökologischen Gründen und um die Mieten gering zu halten – auf energiesparende Maßnahmen geachtet werden. Mit der Durchführung der vom Studentenwerk bereits geplanten Maßnahmen zum Erhalt der einzelnen Wohnheime muss schnellstmöglich begonnen werden.
Image des Studentenwerks
Die Vertreterinnen und Vertreter der Münsteraner Studierendenschaften kritisieren aufs Schärfste das Image, welches das Studentenwerk von sich vermitteln möchte. Zum Beispiel dem Bau des neuen Agora II Tagungshotels oder Repräsentationsausbauten wie dem Platz vor der Mensa am Aasee stellt sich das Studentenwerk als modernes Dienstleistungsunternehmen dar. Die Attraktivität (zum Beispiel von Wohnheimen oder Cafés) spielt eine größere Rolle als das Eintreten für sozial Schwächere. Das kritisieren wir und fordern den Schwerpunkt wieder mehr auf den karitativen Aspekt zu legen. Wir halten dies auch für sinnvoller um langfristig eine Erhöhung der Zuschüsse vom Land fordern zu können.
Mensa
Die Münsteraner Studierendenschaften fordern ein qualitativ und geschmacklich hochwertiges Speiseangebot zu sozialverträglichen Preisen in den Mensen.
Durch den konsequenten Ausbau des Angebots an ökologischen und fair gehandelten Produkten sollen auch Studierende, die auf Nachhaltigkeit Wert legen, vom Mensa-Angebot profitieren können. Generell sollen aus ökologischen Gründen größtenteils Produkte aus der Region verwendet werden. Das würde zu einer steigenden Zahl an Mensa-Nutzern führen, da durch das veränderte Angebot auch neue Nutzergruppen angesprochen werden.
Auch die Möglichkeit, im Rahmen der Freitischregelung an besonders bedürftige Studierende Mensakarten mit Guthaben auszugeben, sollte in vollem Umfang ausgeschöpft werden.
BAföG
Lediglich etwa 20 % der Münsteraner Studierenden beziehen BAföG. Wir fordern das Studentenwerk auf, sich für eine breitere BaföG-Förderung der Studierenden einzusetzen, die Bearbeitungsdauer der BAföG-Anträge zu optimieren, sowie eine größere Transparenz und Studierendenorientierung zu zeigen.
Wir erwarten, dass das Studentenwerk ein starker Partner ist, der soziales Handeln und Studierendenorientierte Dienstleistungen anbietet und auf die Forderungen und Bedürfnisse der Studierenden eingeht.
Die Münsteraner Studierendenschaften fordern eine kooperative Einstellung des Studentenwerkes zu den Münsteraner Asten.
Wir wollen, gemeinsam mit dem Studentenwerk, den Münsteraner Asten und eventuell dem Landesastentreffen einer Forderung, die Landeszuschüsse zu erhöhen, Ausdruck zu verleihen, da diese in den letzten Jahren stark gekürzt wurden und die Landesregierung ihrer sozialen Aufgabe nicht nachkommt. Um diese Zusammenarbeit möglich zu machen müsste sich jedoch der Focus des Studentenwerks ändern.
Die Münsteraner ASten würden eine Stellungnahme seitens des Studentenwerkes begrüßen.
Mit freundlichen Grüßen,
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FH Münster Uni Münster Kunstakademie Katho. NRW
Münster Abt. Münster
Im Namen der Münsteraner ASten