wie berichtet und diskutiert hat das studierendenparlament (sp) auf seiner letzten sitzung lediglich einen einen asta-vorsitz gewählt. so wurde, mit großer überraschung, der schon sicher geglaubte minderheiten-asta kandidat max auf der zielgereade von jochen überholt, welcher bereits im zweiten wahlgang mit absoluter mehrheit zum asta-vorsitzenden gewählt wurde. es scheint wohl eher so, dass der juso-kandidat nicht gewählt bzw. die jusos abgewählt wurden und so entschied sich das sp dann für die einzige zur wahl stehende alternative und wählte einen asta-vorsitzenden.
dieser asta-vorsitzende hat sich sofort an die arbeit gemacht, interviews gegeben, pressekonferenzen besucht, etc. er hat allerdings noch ein mittelschweres problem, nämlich keine asta-referentInnen. dies lag zum einen sicher daran, das das sp nach der asta-wahl in einer art schockstarre verfiel und nicht mehr arbeitsfähig war. der neue asta-vorsitzende hat sich nun auf die suche nach kandidatInnen für sein team gemacht und läd heute nachmittag alle interessierten zu einem treffen in den schlosskeller ein:
Hallo allerseits, liebe Aktive in Fachschaften und Hochschulgruppen, liebe Hochschulpolitikinteressierte!
Das Studierendenparlament hat auf seiner letzten Sitzung am Montag einen neuen AStA-Vorsitzenden (nämlich mich) gewählt und damit den Weg für einen neuen AStA frei gemacht. Dieser AStA wird nicht wie üblich durch Listengeklüngel gebildet, sondern als ein Team auf die Füße gestellt.
Ich lade euch alle hiermit ein zu einem Treffen, auf dem wir den weiteren Weg des AStA besprechen und weitere Mitstreiter/innen finden wollen. Dabei sind sowohl ganz neue Leute wie auch erfahrene Studierende herzlich willkommen.
Wir treffen uns am Freitag, den 15.05. um 16:00 Uhr im Uni-Sitzungssaal im Schloßkeller.
Ich freue mich auf euer hoffentlich zahlreiches Erscheinen.
Bis dann, sonnige Grüße!Jochen
Ist das der unabhängige Kommentar oder seit wann bloggt Jochen hier?
anführungszeichen deuten in der regel auf zitate hin.
welcher kai?
Als ich mit dem Lesen anfing, vernahm ich, dass die „taz“ zur rotgrünen Regierungspresse geworden sei.
Nun vermute ich in dieser Funkstille hinein, dass hopowatch ob des schwarzgelben GALfafos auch seiner Existenzberechtigung beraubt worden ist.
Dabei ist sie doch voll der Widersprüche, die neue Zeit!
Was mir ja ganz spannend auffällt, ist der Kampf gegen die Zeit. Da sagt der neue Vorsitzende „Viertelstellen wird es nicht geben“ (und die Niederlage des deutschen Heeres bei Bologna auch nicht). Die Kalenderreform des Plenums wird zurückgenommen, es wird wieder nach dem vetus ordo zelebriert. Dann die Herrschaft der Großväter (und einer hübschen Großmutter), ein wenig wie in den 50ern, als man den Jungen mißtraute, die nur das braune Hemd und nicht den bunten Rock des Königs getragen.
Ach, aber die Zeit, die kommt und ist schon wieder vergangen.
interessant was so alles in dienstreisebedingte hopowatchpausen hinein interpretiert werden kann.
ich habe eingentlich gehofft, dass sich die gemüter in der hopowatchfreien zeit, nach der einen anderen digitalen und analogen vandalistischen entgleisung, wieder ein bisschen berühigt haben, aber offenbar sitzt der schock immer noch tief.
natürlich darf sich die hochschulpolitik auch weiterhin beobachtet fühlen…
Ach nein. Ich bereite nur den Boden für die echte Restauration. Und versuche bei allen Beteiligten etwas mehr Selbstreflektion zu erzwingen.
„Der Allgemeine Studentenausschuss der Westf. Wilhelms-Universität Münster ist die von dem akademischen Senate anerkannte Vertretung der gesamten Münsterschen Studentenschaft. Er setzt sich zusammen aus je einem Vertreter jeder Korporation und den von den nichtkorporierten Studenten zu Beginn eines jeden Semesters gewählten Vertretern…Die Höchstzahl der Vertreter der Nichtkorporierten beträgt 1/5 der Korporationsvertreter.“ (Satzung von 1908)
also doch ein stura?
Ich dachte das Thema sei seit 1919 durch. Abgesandte des münsterischen Soldatenrats fragten die Studierenden, ob sie nicht auch einen „Rat“ bilden wollten. Die antworteten sie hätten schon einen „AStA“ und bauten lieber ihre Waffenlager aus um dem roten Rätespuk ein Ende zu machen…
Aber mal ernsthaft gedacht vermute ich das Problem weniger in der Verfasstheit, als in der Personallage.
Trotzdem freue ich mich immer über vergleichende Studien, mit beispielsweise den Problemen der Sturä.
Vor allem verwirrt mich, dass den Fachschaften Aufgaben zugewiesen werden, die heute den Listen obliegen. Meiner (sehr geringen) Einsicht in heutige Zustände lässt mich aber glauben, dass die meisten Fachschaften gerne auf hochschulpolitische Tätigkeiten verzichten (von Gremien auf Fach(bereichs)eben abgesehen).
Die Fachschaften sind schon seit längerem politischer als mancher Juso glauben mag.
Da Jochen listenlos ist und (wahrscheinlich) auch bleibt, kann er sich das Personal anscheinend besser aus den Fachschaften rekrutieren.
Übrigens darf man mal die Frage stellen, warum die Schnittmenge zwischen Listen und Fachschaftlern so gering ist? Und weshalb ein Juso sich darüber wundert, dass Fachschaftler in die Hochschulpolitik aufgenommen werden sollen.
Eine Welt und viele Beschreibungen, dass macht ja den Reiz der nicht rechnenden Wissenschaften aus.
In den 70er Jahren gründete sich ein Netz/Basis aus studentischen Gruppen auf Fachebene, die sich mit verschiedenen Problemen der Politik auseinandersetzten und eng mit den Fachschaften verzahnt waren. Das FLOH in der Geschichte ist ein letzter Rest dieser Kultur und überhaupt habe ich nur ganz wenige Fachschaften als politische Akteure wahrnehmen können (Geschichte/Politik/Soziologie/Pädagogik). Die personelle Dünne des ufafo deutet für mich auch nicht auf Fachschaften als Rekrutierungspool für AStA-Referenten hin.
Die Zukunft liegt für mich in der Göttinger Fachschaftenoption. Statt einen bestimmten Habitus bedienenden Forderungen („Weg mit der marxistischen Bibliothek“) reduzieren die das RCDS/LSI-Programm auf instrumentelle Forderungen zur Verbesserung der Studienbedingungen und bilden so eine den „neuen“ Studierenden entsprechende Wahloption, ganz besonders eben ohne einen allgemeinpolitischen Ansatz. Das halte ich überhaupt nicht für gut, es entspricht für mich aber einer Richtung, die sich (meiner Meinung nach) in den Fachschaften eher durchsetzen wird als in Listen, die sich zum Sozialismus bekennen. Obwohl ich damit natürlich nicht behaupten möchte, dass man in diesen Listen definieren könnte, was man unter „sozialistisch“ versteht.
Werter Kollege!
Ob man die Sicht auf Münster und Göttingen eingrenzen sollte, erscheint mehr als fraglich. Immerhin: beides große Regionaluniversitäten mit großen, eher konservativen Fachbereichen wie Jura oder Medizin. Da wird häufig schon die Fachschaftsarbeit stark politisiert und die Fachschaften von konkurrierenden Fachschaftslisten geprägt.
Eine ganze Reihe von Fachhochschulen, Technischen Universitäten und anderen kleineren Hochschulen sind in ganz anderer Weise fachschaftsgeprägt. Es hat etwas mit Zeit und mit dem persönlichen Habitus zu tun, ob Studis es schaffen, sich auf verschiedenen Ebenen zu engagieren – Hochschulgruppen, Fachschaften, Politgruppen und studentischen Inis.
Das heißt nicht, dass jetzt alles besser wird, weil der AStA andere Konzepte favorisiert. Das heißt aber schon, dass nicht das Juso-HSG-Plenum die wichtigsten Weichenstellungen trifft. Der Zugang zu politischer Partizipation wird vielleicht erweitert, die Verantwortung müssen mehr Menschen treffen.
Rudi,
bei aller Liebe (und allem Schnaps),
der FB Medizin ist alles andere als konservativ (siehe Fachschaft). Die einzige offen politisierte Fachschaft, mit großer Repräsentanz ist Jura (Geschichte und Politik sind ja im vergleich zu diesem FB eher klein). […]
Hallo Funktionierender,
wie verträgt sich denn deine Einschätzung mit der untenstehenden Einschätzung aus Göttingen?
http://de.indymedia.org/2009/06/252413.shtml
Grüße
Olaf
Vielleicht bleibt die schon lange sehr geringe Zahl der linkspolitische Aktiven auf einem niedrigen Level stabil?
Nur der Wahlerfolg bleibt aus, da kein passiv sympathisierendes Mileu herrschaftssichernde Wahlergebnisse verbürgt.
Priesterseminare und Burschenschaften sind auch auf einem Level angekommen, von dem sie nicht viel weiter sinken werden.
Ich habe den Eindruck, dass die Menschen die viel Zeit in politische Ziele statt in ihr Studium investieren, immer schon sehr gering war. Die vielen völkischen Hochschulgruppen der 20er in Münster hatten selten mehr als 10 bis 20 (verbürgte) Mitglieder und haben trotzdem die Verfasste Studentenschaft dominiert. Nur hatte diese (auch aus einem Elitebegriff heraus) Kleingruppen ein breites passives Sympathisantenmilieu, wie wohl auch die linken Studierenden der 70er.