heute abend um 18 uhr findet im s8 (schloss) die 21. sitzung des studierendenparlaments der uni münster statt.
neben den berichten hat sich das präsidium folgende themen für die heutige sitzung ausgedacht und vorgeschlagen:
wahlen
- beim top „ZWA Wahl 2009“ geht es um die wahl des zentralen wahlausschusses (zwa) für die wahlen zum studierendenparlament, den fachschaftsvertretungen (fsv) und der ausländischen studierendenvertretung (asv). es ist zu erwarten, dass es noch keine bzw. genug kandidatInnen gibt und so hat dieser top wahrscheinlich eher berichtscharakter, um die parlamentaristInnen daran zu erinnern, dass die wahlen nur stattfinden können, wenn sich ein zwa aus ihren reihen zusmmenfindet.
- der nächste wahl-top ist genauso uneindeutig formuliert und hört auf den namen „Termin StuPa-Wahl 2009“, denn hier soll sicher auch der termin für die fsv- und asv-wahlen beschlossen werden.
pöstchen
- es müssen noch stellvertretende sp-präsidentInnen und asta-vorsitzende nachgewählt werden.
anträge
- „Antrag Handeln für mich“
resolutionen
- „Resolution Studi-Card“
- eine lustige idee soll im top „Diskussion stud. WirtschaftsprüferIn“ debattiert werden. so soll der senat studentische wirtschaftsprüferInnen bestellen, die den studiengebührenhaushalt prüfen.
- im „Antrag Drittmittel“ wird mehr transparenz bei der universitären drittmittel-einwerbung gefordert. an dieser stelle ist allerdings unklar wie der begriff drittmittel definiert wird, da von der öffentlichen hand geförderte projekte in der regel auch als drittmittelprojekte bezeichnet werden.
diskussionen
- der „Antrag Transparenz“ fordert die veröffentlichung von anwesenheitslisten am ende der legislatur also pünktlich nach den wahlen, damit es die wählerInnen bis zur nächsten wahl wieder vergessen haben.
- ein spannender top könnte der punkt „Aussprache Schlossplatz 2a“ (siehe asta-bericht) werden. wahrscheinlich aber eher nicht.
Meine Wenigkeit war kurz bei der letzten StuPa-Sitzung und hat den Wahltermin für die asv und fsv-Wahlen aufgeschnappt.
Dürfte ein lustiger Wahlkampf werden, wenn zeitgleich das hier rockt:
http://www.bildungsstreik-muenster.de/startseite/aufruf-zum-heissen-herbst/
und am 10. Dezember die Kultusministerkonferenz tagt.
Die September / Oktober – Ausgabe von ZEIT-Campus macht ja auch schon subtil Werbung für die nächste Phase, und in der aktuellen Forum Wissenschaft beginnt mit einem lesenswerten Artikel von Friedemann Vogel eine inhaltlich anspruchsvolle Diskussion zum Verhältnis von Demokratie und Bildung.
Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP dürften angesichts der eigentlich für die aktuelle Legislaturperiode geplanten zweiten Stufe der Förderalismusreform um das Thema Bildung auch nicht herumkommen, und nächstes Jahr sind in NRW ja auch schon wieder Wahlen…
Rock ’n Roll also…
Tobias
„Für mehr gute Bildung im Humboldtschen Sinne: Allgemeinbildung und Charakterbildung! Dafür ist im Bachelor kein Raum mehr.“
(Gierra, 23, Geschichte und Soziologie)
„Für ein Ende der Ökonomisierung! Studenten sind nicht nur dann etwas wert, wenn sie der Wirtschaft nutzen.“
(Johannes, 20, Politik und Physik)
„Für mehr Tutorenstellen. Das Geld darf nicht nur in einige wenige Eliteprojekte fließen.“
(Jouba, 26, Landschaftsarchitektur)
Solidarisches Grußbotschaft des Hausmeisters der hochschulpolitischen Handwerkskammer an die große Lautsprecher_Innenfraktion in der Verfassten Studierendenschaft zur kommenden StuPa-Sitzung.
Liebe Genossinnen und Genossen, Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde und Kritiker_innen!
Dies kann ich in der aktuellen Ausgabe von ZEIT-Campus lesen:
„Unüberhörbar waren die Protestrufe, die im Juni durch die Universitätsstädte hallten, unübersehbar die großen Transparente. In Hamburg zogen 11800 Studenten vor das Büro der Bildungssenatorin Herlind Gundelach im Rathaus und skandierten die Parole: »Bei den Banken seid ihr fix, für die Bildung tut ihr nix!« In Berlin standen 12000 Studenten unter dem Fenster von Bildungssenator Jürgen Zöllner und riefen: »Bildung krepiert, wenn Dummheit regiert!« Dasselbe in Bochum. In Frankfurt. In fast jeder deutschen Universitätsstadt. Schätzungsweise 100000 Menschen demonstrierten beim sogenannten Bildungsstreik.
Solche Verärgerung entsteht selten unbegründet. Die Studenten klagen die Missstände an den Universitäten an. Offenbar ist etwas in Bewegung geraten, die angeblich unpolitischste Studentengeneration seit dem zweiten Weltkrieg hat sich erhoben, viele Schüler im Gefolge. Überraschend aber ist nun, wie gelassen Politiker und Hochschulrektoren auf die Proteste reagieren. Die meisten solidarisieren sich mit den Studenten; gemeinsam bilden sie eine riesengroße Koalition. Doch gerade aufgrund dieser ungewöhnlichen Einheit tut sich an den Hochschulen nichts.
[…]
Der Bildungsstreik liegt jetzt einige Wochen zurück […]. […] Und wer mit Andreas Pinkwart, dem Wissenschaftsminister von Nordrhein-Westfalen spricht, erlebt einen Politiker, der sich von den Anti-Pinkwart-Rufern missverstanden fühlt: »Es ist aus meiner Sicht immer gut, wenn Bildung öffentlichkeitswirksam thematisiert wird. Das fand ich auch am Bildungsstreik gut.« Man könnte fast meinen, die Politiker hätten mit den Studenten auf der Straße gestanden. […]
Aber der Schwarze Peter wird immer weitergereicht, und niemand gerät wirklich in Zugzwang, etwas ändern zu müssen. Dabei sind die Verantwortlichkeiten seit der Hochschulreform klar aufgeteilt. […]
[So sind auch] die Studenten gefragt: Der Bildungsstreik hat bundesweit Aufsehen erregt, das ist schon mal ein Erfolg. Damit der Protest wirklich Wirkung entfaltet, muss er allerdings dort fortgesetzt werden, wo sich etwas bewegen lässt. Klar, es ist wichtig, in den Fußgängerzonen zu stehen, mehr Geld zu fordern und die Gesellschaft anzuklagen, die Bildung zu wenig wertschätzt. Am meisten erreichen werden die Studenten aber, wenn sie an ihren Hochschulen die Freiheiten einfordern, die sie brauchen: Denn obwohl die Bachelorprobleme flächendenckend auftreten, können sie von jeder Uni einzeln gelöst werden. Die Studenten müssen Hochschulleitung und Professoren endlich richtig in die Pflicht nehmen. Solange sich abseits von Demonstrationen kaum ein Student für Hochschulpolitik interessiert, können Bildungspolitiker und Hochschulpräsidenten weiter ganz entspannt sein.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Fachschaften!
Hier seit ihr gefragt! Wo bleibt der detaillierte 200-seitige Bericht über sämtliche Missstände an unserer Universität inklusive Senatsanträge für Lösungen? Wo sind die 100 bestens geschulten Fachschaftlerinnen und Fachschaftler, die sich im studentischen Akkreditierungspool organisieren? Wann gibt es endlich einen offenen Stammtisch für studentische Fachbereichsratsmitglieder für einen Erfahrungsaustausch?
Together we stand, divided we fall!
Wir haben sehr gute Leute im Senat sitzen, im StuPa, im AStA und vor allem im Fachschaftenreferat! Die Fachschaften leisten seit Jahren allerbeste Arbeit – oft hinter den Kulissen. Es gibt sehr gute studentische Fortbildungsangebote. Die Strukturen zur Vernetzung stehen. Selbst das Rektorat nimmt langsam die studentische Malocher_innen-Fraktion ernst.
Lasst die anderen ruhig vom Wetter reden, ihre Schnittchen essen und von der großen Politik träumen. Packen wir die Arbeit an, beweisen wir, dass wir mehr können als nur Sprüche klopfen und schicke Bilderstrecken in Hochglanzmagazinen abgeben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zum Schluss noch ein Statement unseres Kollegen Friedemann Vogel vom Heidelberger Forum für kritische Theorie und Wissenschaft, veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe der Forum Wissenschaft:
„Nichts desto trotz: Der Bildungsstreik und die breite Akzeptanz der Kritik in der Bevölkerung hat eine kleine Politisierungswelle in den Bildungseinrichtungen in Gang gesetzt, wie sie schon lange überfällig war. Das Zusammendenken komplexer Zusammenhänge von Bildung, Arbeit und Demokratie hat an den Hochschulen gerade erst begonnen, aber es bildet den Grundstein für die weitere Arbeit.
Dieses Potential auf verschiedenen Ebenen gilt es in die Entwicklung konkreter Utopien zu investieren. Weitere aktionistisch orientierte Proteste (so kreativ sie auch sein mögen) können nur fruchtbar sein, wenn sie auf einem ausgearbeiteten Fundus alternativ denkbarer Bildungskonzepte fußen. Hierfür ist es m. E. Unerlässlich, in Bundes- und Landesarbeitsgruppen, gemeinsam mit Lehrenden, Elternvertretungen, Arbeitnehmervertretungen und Gruppen sozialer Bewegungen eine umfassende Expertise zur Organisierung demokratischer Bildung auszuarbeiten. Es gilt, die regionalen (v.a. Landesspezifischen) Begebenheiten zu analysieren und in praktikable Bildungsmodelle zu überführen, streng nach dem Leitsatz: Verwaltungs- und Organisationsstrukturen sind zur Realisierung von (Bildungs-)Konzepten da, nicht umgekehrt.“
In diesem Sinne: Geist ist geil und Politik kann sexy sein.
Und den bildungsstreikenden Schülerinnen und Schüler rufe ich mit den Worten von Tocotronic zu:
„Ich höre es deutlich,
mehr leise als laut,
das haben sich die Jugendlichen
selbst aufgebaut…
Let there be rock!“
Tobias Schmidt
(FS Pädagogik)
Quellen:
Justus Bender (Text) und Sarah Elsing (Umfrage): Wofür geht ihr auf die Straße? – Beim Bildungsstreik forderten Studenten mehr Geld und mehr Freiheit. Politiker und Hochschulrektoren stimmen zu – und ändern nichts. Was muss jetzt passieren? In: ZEIT-Campus September/Oktober 2009. Seite 18 – 21.
Friedemann Vogel: Bildungsstreik 2009 – Zum Verhältnis von Demokratie und Bildung. In: BdWi [Hrsg.]: Forum Wissenschaft, September 2009. Seite 33.
Klarstellung: Ich bin weder Mitglied der FSV noch des FSR Pädagogik, sondern ganz normales Mitglied der (Zwangskörperschaft) FS Pädagogik…