die diskussionen rund um das thema musikhalle und kongresszentrum am hindenburgplatz sorgen schon seit längerem für erhitzte gemüter in münster. auch die uni münster mischt in dieser debatte schon seit längerem kräftig mit und scheint zu den befürworterInnen dieses kulturgroßprojekts zu gehören. wie nun erst bekannt wurde, soll die uni finanzielle zusagen für konkresshalle gemacht haben, um dem rat der stadt münster doch noch die zustimmung zu diesem millionenschweren projekt abzuringen. gegen das projekt hat sich nun ein aktionsbündnis gegründet, welches gegen die anstehende ratsentscheidung stimmung machen will.
die musikhalle soll auf dem hindenburgplatz gebaut werden. die kosten für die halle belaufen sich auf ca. 30 Mio. €, wobei 18 Mio. € vom musikhallenverein aufgebracht werden sollen. die laufenden kosten für solch eine halle scheinen nicht kalkulierbar und es scheint, dass die halle nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. der größte befürworter der musikhalle, der musikhallenverein, hat deshalb den betrieb der halle abgelehnt.
die uni münster unterstützt das projekt musikhalle, indem sie verspricht, veranstaltungen in der musikhalle und dem kongresszentrum abhalten zu wollen. sie versprach nun, dass sie 30 veranstaltungen im gesamtwert von 135000 € buchen will. außerdem wurde von der uni die abnahme von hotelkapazitäten in einem angeschlossenen 4-sterne-hotel ebenfalls zugesagt. hier stellt sich die frage, ob die uni zusätzliche veranstaltungsorte für kongresse überhaupt benötigt. mittlerweile sind mehrere gebäude der uni frisch saniert und dort finden bereits kongresse in einem angemessenenen ambiente statt.
dass die musikhalle jetzt „Haus der Wissenschaft und Kultur“ heißen soll, ist ein pr-manöver, denn die uni-beteiligung an der musikhalle steht schon seit jahren fest. dabei hat sich die finanzzusage der uni allerdings im gegensatz zu 2004 verschlechtert. kritikerInnen sagen, die uni ziehe sich schritt für schritt aus dem projekt zurück, denn ursprünglich hatte sie 189000 € zugesagt. ob eine rektorin angesichts der hohen selbständigkeit der fachbereiche überhaupt eine solche zusage abgeben kann, ist ohnehin fraglich.
als weitere lektüre zu diesem thema sei die ratsvorlage (pdf) und die anlagen (pdf) empfohlen, die die fakten und positionen der antragsstellerInnen verdeutlichen. in den anlagen findet sich auch der brief der uni.
leserbriefschreibend
der leserbrief von kurt stiegler, einem studierenden der uni münster, dokumentiert beispielsweise die kritik an der position der uni münster und verurteilt die aktuelle kultur- und sozialpolitik der stadt münster:
Man muss die Musikhalle in einem größeren Kontext stellen. Tillmann träumt in einer Ratssitzung Münster zu einem europäischen Mittelzentrum auszubauen. Nichts Ungewöhnliches eigentlich, denn gewählte Volksvertreter spielen gerne Konfetti mit dem Geld ihrer Bürger. Ganz besonders trifft dies auf das Projekt der Musikhalle zu. Denn weder kann die Stadt sich die jährlichen Betriebskosten leisten noch kann eine solche Halle wirtschaftlich betrieben werden. Das zeigt das Beispiel Dortmund. Schließlich ist die dortige Halle schon zweimal Konkurs gegangen. Und die Krönung ist: Der größte Befürworter – die Musikhallen-Stiftung hat den Betrieb der Halle abgelehnt. Diese objektiven Fakten werden durch die Stadt völlig irrational bewertet. Anders sind die positiven Signale der CDU und SPD nicht zu verstehen. Die Musikhalle wird zu Lasten der breiten Bevölkerung realisiert. Zur gleichen Zeit werden Schwimmbäder, Bibliotheken und andere soziale Einrichtungen gekürzt, geschlossen bzw. abgerissen. Die Musikhalle ist das Steckenpferd einer kleinen Schicht von „einflussreichen“ Münsteranern. Die Rolle der Universität ist undurchsichtig. Sie hat die Abnahme von 30 Tagen von Tagungen und Kongressen zugesagt, zu einem Kostensatz von € 4.500, insgesamt € 135.000 jährlich. Überdies verspricht die Rektorin auch Zimmer in dem geplanten Vier-Sterne-Hotel zu buchen. Bei der traditionell hohen Selbständigkeit der Fachbereiche kann eine solche Zusage nicht abgegeben werden. Außerdem hat die Universität mittlerweile eigene komplett sanierte Gebäude wie das Hörsaalgebäude am Hindenburgplatz oder das Fürstenberghaus am Domplatz, in dem heute schon zu großer Zufriedenheit aller Beteiligten Tagungen und Kongresse stattfinden. Die Universität sollte sich nicht aus reinen Prestige-Gründen an überflüssigen Luftschlössern beteiligen, sondern sich auf ihr Kerngeschäft Forschung und Lehre beschränken. Die Musik- und Kongresshalle ist ein Projekt der sozialen Kälte und sollte umgehend fallen gelassen werden.
indes versuchte der fraktionsvorsitzende der spd-fraktion der musikhalle einen sozialeren anstrich zu verpassen, indem er stehplätze für’s gemeine volk und damit einhergehend mehr geld für die musikhalle forderte. den vorsitzenden der asv veranlasste dieser vorschlag zu folgendem leserbrief:
bündnisbildend
gegen die musikhalle formiert sich nun auch widerstand in form eines aktionsbündnisses. jüngst wurde eine „Arbeitsgemeinschaft zur Bündnisbildung gegen die Kultur- und Kongresshalle“ gebildet. der arbeitskreis plant nun die schaffung eines aktionsbündnis, sowie einen internetauftritt, flyer und eine demo gegen die kultur- und konkresshalle.
hierzu läd die arbeitsgemeinschaft interessierte zum nächsten treffen am 11.10. um 19 uhr im medienforum ein:
Guten Tag zusammen!
Hiermit möchten wir Dich zum Treffen der „Arbeitsgemeinschaft zur Bündnisbildung gegen die Kultur- und Kongresshalle“ einladen. Das Treffen findet am Donnerstag, dem 11.10.2007, um 19 Uhr im Medienforum (50m vom McDonald’s in der Ludgeristraße) am Verspoel 7-8 statt.
Zum aktuellen Stand der Dinge:
Eine AG zur Bündnisbildung gegen Kultur- und Kongresshalle ist gegründet worden. Ziel der AG bis zum 11.10.2007 ist die Erstellung eines Flyers, die Einrichtung einer Internetseite und die Anmeldung einer Demo für den 24.10. Ein zentraler Punkt zum 11.10.2007 wird die Bündnisbildung von verschiedenen Parteien, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen als „Bündnis gegen die Kultur- und Kongresshalle“ unter parteineutralen Aspekten sowie die genauere Planung der Demonstration sein.
Für Rückfragen stehen wir natürlich unter gegenmusikhalle@netzmeisterei.com zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Koordinationskreis
ein kommunalpolitisch engagierter studierender hat die fachschaften vor diesem bündnis gewarnt und bezeichnet die initiatorInnen dieses bündnisses in seltsam polemischer rhetorik als „Gestalten“, die die „fragwürdigsten Akteure der Münsteraner Stadtgesellschaft“ seien. er fordert die fachschaftlerInnen auf, sich „konstruktiv“ in die Debatte um das „Haus der Wissenschaft und Kultur“ einzubringen.
auch hopowatch fordert die studierenden und bürgerInnen dazu auf, sich kritisch in die debatte um die musikhalle einzubringen und eröffnet hiermit das forum für kommentare.
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